Transparenz-Kodex
Transparenz: Welche Ärzte wieviel von der Pharmaindustrie bekommen
Unausgewogene Berichterstattung
Unter der reißerischen Überschrift “Seid umschlungen, Millionen!” und dem sensationsheischenden Untertitel “71 000 Ärzte erhalten Geld von der Pharmaindustrie” berichten die Redakteure von “CORRECTIV” und “Spiegel Online”, dass sie nun erstmals eine Datenbank mit Namen und Summen veröffentlicht haben, in der jedermann Ärzte nach Namen, Ort und Postleitzahl suchen kann.
Wie viel Geld ist geflossen?
Ende Juni legten 54 Pharmakonzerne zum ersten Male offen, wie viel Geld sie an Ärzte in Deutschland zahlen: 575 Millionen Euro flossen im vergangenen Jahr an mehr als 71 000 Ärzte und medizinische Einrichtungen. Nur 20 000 Ärzte sind aber damit einverstanden, dass ihr Name veröffentlicht wird.
Gesetz aus den USA als Vorbild
Der “Physician Payments Sunshine Act” ist ein Gesetz der US-Regierung unter Barack Obama aus dem Jahr 2010. Es verpflichtet alle Pharmaunternehmen, Summe und Namen der Ärzte zu veröffentlichen, an die sie im vergangenen Jahr Geld gezahlt hatten – und zwar ohne dass die Ärzte zuvor zustimmen müssen.
Wofür?
Insgesamt haben die Pharmafirmen im vergangenen Jahr 119 Millionen Euro für Vortragshonorare, Fortbildungen und Reisespesen an Ärzte bezahlt. Dazu kommen insgesamt 366 Millionen Euro als Honorar für Anwendungsbeobachtungen und andere medizinische Studien.
Wer sind die Spitzenreiter?
Spitzenreiter unter den namentlich bekannten Geldempfängern war Dr. Hans Christoph Diener aus Essen mit mehr als 200 000 Euro für Vorträge, Fortbildungen, Beratungshonorar und Spesen. Auf Platz zwei folgt der Bonner Mediziner Dr. Jürgen Rockstroh mit 148 000 Euro, auf Platz drei der Diabetologe Dr. Michael Albrecht Nauck aus Bochum mit 128 000 Euro. Der Internist Jens Schreiber aus Magdeburg erhielt Zuwendungen von insgesamt elf verschiedenen Pharmaunternehmen. Bei den Firmen ist Novartis Spitzenreiter bei den Zuwendungen an Ärzte – mit insgesamt 12,2 Millionen Euro.
Transparenz und Vertrauen: Was sagt der VFA?
Birgit Fischer (Hauptgeschäftsführerin der Verbandes Forschender Arzneimittelhersteller) sagt, dass die Veröffentlichung das Verständnis für die Zusammenarbeit zwischen Arzneimittel-Herstellern und Ärzten und ihre Akzeptanz in der Öffentlichkeit erhöhen wird.
Erstaunliche Aspekte der Darstellung
Bemerkenswert ist allerdings, in welcher Form viele der Firmen ihre Daten bereitgestellt haben, nämlich in einer schwer lesbaren Form: So wurden zum Teil mehrere tausend Ärztenamen einfach irgendwo auf den Firmen-Webseiten online gestellt, manchmal in nicht-computerlesbarer Weise, manchmal nur nach Vornamen sortiert, manchmal ohne Postleitzahlen.
Willkommene Gelegenheit
Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass einige Firmen dem Leser rundheraus verbieten, die veröffentlichten Daten zu verarbeiten oder zu nutzen – natürlich eine willkommene Steilvorlage für die “Enthüllungs-Journalisten” bei CORRECTIV und Spiegel Online. Diese haben nämlich die Daten der 54 Pharmaunternehmen aufbereitet, eingelesen und in eine frei durchsuchbare Datenbank überführt – die erste Datenbank ihrer Art in Deutschland.
Hintergrundinformationen
Mehr finden Sie in der Datenbank bzw. folgenden Artikeln:
– https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/datenbank/
– https://correctiv.org/recherchen/euros-fuer-aerzte/artikel/2016/07/14/seid-umschlungen-millionen/
– https://www.spiegel.de/gesundheit/diagnose/so-viel-zahlte-die-pharma-industrie-an-einzelne-aerzte-a-1100675.html
Was ist für die Zukunft geplant?
Der relativ geringe Anteil von offenlegungswilligen Ärzten wird wahrscheinlich keine Konsequenzen von Seiten des Gesetzgebers haben. Laut Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) sind neben den bereits bestehenden gesetzlichen Regelungen zur Transparenz und Korruptionsbekämpfung zurzeit keine weiteren Gesetze geplant. Ich persönlich kenne allerdings Firmen, die nicht mit Ärzten zusammenarbeiten, die Ihre Zustimmung zur Offenlegung der Beträge verweigern.
Welchen Einfluss haben die Zahlungen?
Seit Jahren streiten Experten darüber, welchen Einfluss die Zahlungen der Pharmaindustrie auf die Mediziner haben. Die meisten Ärzte glauben, dass sie unbestechlich seien, auch wenn sie sich von der Industrie sponsern lassen.
Persönliche Bewertung
Die unausgewogenen Kommentare rund um die Datenbank lassen aber zwei wichtige Dinge in den Hintergrund treten:
1) Die Summen wurden nicht einfach so überwiesen, sondern waren Honorare für erbrachte Leistungen oder Aufwands-entschädigungen der Ärzte.
2) Auch ein innovatives Medikament muss bekannt gemacht und der Stellenwert für bestimmte Patientengruppen verdeutlicht werden. Das simple Zusenden eines wissenschaftlichen Artikels oder einer Fachinformation würde diesen Anforderungen sicherlich nicht gerecht werden.
Vielmehr sind (wie auch in anderen Branchen üblich) gewisse Beratungs-, Vortrags- und Kongress-Tätigkeiten erforderlich – begleitet von einer kompetenten medizinisch-wissenschaftlichen Betreuung. Auf diese Weise unterstützt man die Ärzte darin, besser fundierte Entscheidungen zum Wohle ihrer Patienten zu treffen.
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